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Olaf Ploke spricht über Wünsche in Emmerich

Im Spiegel meiner Wünsche

 

Das erste Mal begegnete Kirsten Klöckner mir als ich in einen Spiegel blickte. „Kompliment“ war dort über die gesamte Fläche eingraviert. Ich mochte diese positive Aussage sofort, die dieses Multiple von Kirsten Klöckner ausstrahlt und kaufte es mir. Es kostete damals, glaube ich 20 Mark in der Edition Staeck. Nun hängt dieser Spiegel seit bald 20 Jahren in unserem Haus und ist für mich immer noch Objekt der Reflexion. Denn natürlich steckt in dem Kunstwerk weitaus mehr, als nur die Botschaft „Du siehst gut aus. Kompliment.“ Wer sich mit diesem Kunstwerk beschäftigt, muss sich unweigerlich irgendwann fragen, warum wir eigentlich in den Spiegel blicken. Wollen wir uns betrachten, um uns zu untersuchen, ob wir vielleicht wieder sichtbar älter geworden sind? Wollen wir sicher gehen, dass wir gut aussehen? Blicken wir für uns in den Spiegel oder für andere? Geht es uns um Selbstvergewisserung oder um das Bild, das wir anderen von uns machen wollen? Und am Ende fragen wir uns vielleicht auch: Was ist eigentlich ein Spiegel?

„Die Seele muss, um sich selbst zu erkennen, in eine andere Seele blicken“, sagt Sokrates zu Alkibiades. Wie aber kann man in die Seele eines anderen blicken, will Alkibiades wissen. Und Sokrates zeigt ihm, dass es Fenster gibt zu den Seelen der anderen und zu der eigenen, als er sagt: „Wenn jemand in ein Auge hineinsieht, sein Gesicht in der gegenüberstehenden Sehe erscheint wie in einem Spiegel. Wenn also ein Auge sich selbst schauen will, muss es in ein Auge schauen.“ Der Spiegel ist nicht nur Reflexion unseres Bildes, sondern auch Reflexion unserer Seele, wenn wir es zulassen. Kirsten Klöckners Werke sind allesamt Spiegel. An der Oberfläche erscheinen sie erst mal vielleicht einfach, aber bei näherer Betrachtung entdecken wir ein unbekanntes Land – jenes unbekannte Land in uns.

So ist es auch mit ihrem neuesten Projekt – dem „Wunschprogramm“ -, dessen Eröffnung wir heute hier im Haus im Park in Emmerich feiern. Kirsten Klöckner hat Wünsche gesammelt, sie gezeichnet und gemalt. Was wünschen sich die Menschen? Zum Beispiel „Schlagfertigkeit“, „ein sehr großes Bier“, „5 Millionen“, „einen Lamborghini“ oder auch „sehr rote Handschuhe“. Es scheint, dass wir uns wünschen, was wir nicht haben, aber gerne hätten. Man hätte gerne mal einen Lamborghini. Aber warum eigentlich? Warum wünschen wir uns etwas, z.B. den Sportwagen? Wollen wir wirklich das Auto haben? Sie können auch jeden anderen Wunsch nehmen, den Sie haben? Ist das Ziel Ihres Wunsches tatsächlich das Objekt? Diese Frage bringt uns zum Wesen des Wunsches. Ist es nicht vielmehr so, dass wir etwas wünschen, um etwas anderes zu erlangen? Liegt einem Wunsch nicht eine „Wenn…dann“-Struktur zugrunde? „Wenn ich den Lamborghini hätte, dann... - hätte ich mehr Erfolg bei den Frauen. - würden meine Nachbarn neidisch sein. - würde ich mehr anerkannt werden. Wenn wir einen Wunsch haben, dann richtet er sich nur scheinbar auf ein Objekt. Tatsächlich wünschen wir uns nicht Dinge, sondern Landschaften. Wir wünschen uns, uns in dem Lamborghini, auf dem Beifahrersitz das Topmodel und die neidischen Blicke der Freunde und die Anerkennung von anderen. Im Wünschen malen wir uns etwas aus, das wir meinen, mit dem Wunsch erlangen zu können. Deshalb ist Kirsten Klöckners „Wunschprogramm“ wieder ein ganz einzigartiger Spiegel. Sie sehen hier Wünsche, teilweise Ihre eigenen, teilweise Ihnen völlig fremde Wünsche. Sie sind hier bereits zu Wunsch-Landschaften geworden. Sie werden sich gleich beim Gang durch die Ausstellung fragen, ob die Wünsche in Ihnen ähnliche Bilder aufkommen lassen oder ganz andere. So schauen Sie also wieder durch dieses magische Fenster in Ihre eigene Seele. Erkennen Sie sich?

Vom Wunsch ist der Wille abzugrenzen. Der Wille ist etwas ganz anderes und oft werden Wunsch und Wille verwechselt. Dem Willen liegt keine „Wenn-dann“-Struktur zu Grunde. Er will etwas um seiner selbst willen. Während der Wunsch also danach auslangt, etwas anderes mit ihm zu erreichen, hat der Wille nur ein Ziel: Glückseligkeit. Während wir alles andere wünschen, um damit etwas anderes zu erreichen, ist die Glückseligkeit das, was wir um ihrer selbst wollen. Das ist vielleicht der Grund, warum sie sich niemand wünschen konnte.

Kann man Glückseligkeit malen? Wenn es jemand kann, dann Kirsten Klöckner.

Olaf Plotke

Zur Eröffnung meiner Ausstellung der Wunschbilder am 25. Oktober 2015 im Kunstverein Emmerich habe ich etwas ausprobiert. Drei Mappen mit 60 Bildern waren im kleinen Haus im Park verteilt im Haus im Park auf Tischen in bequemer Höhe platziert. Aber die Wände waren leer, als die ersten Besucher kamen. Die 13 Bilder für die Wand, die ich von einer offenen Jury bei Facebook hatte aussuchen lassen, lagen gestapelt vor der Tür. Werner Steinecke begrüßte. Olaf Plotke sprach über das Wünschen. Dann kam ich, hielt die Bilder einzeln hoch und forderte die Gäste auf, zu raten, welcher Wunsch zum Bild geführt hatte. Wer den Wunsch erkennen konnte, bekam das zugehörige Bild überreicht mit der Aufforderung, es im Ausstellungsgebäude an einen ihm dafür geeigneten Platz zu hängen.

Nägel waren schon eingeklopft.

Abgestaubt habe ich die Rahmen noch, und dann war die Ausstellung eröffnet.

Dieses Video fasst das Ereignis von 30 Minuten und 3 Minuten zusammen. So sah es aus.  

Kirsten Klöckner


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Kommentare: 2
  • #1

    Roger Gruner (Samstag, 04 Februar 2017 03:57)


    Having read this I believed it was very enlightening. I appreciate you taking the time and effort to put this informative article together. I once again find myself spending a lot of time both reading and commenting. But so what, it was still worthwhile!

  • #2

    Edison Bentz (Samstag, 04 Februar 2017 09:52)


    Thank you for any other wonderful article. Where else could anybody get that type of info in such an ideal method of writing? I've a presentation next week, and I am at the search for such info.

Edition Klöckner

Kirsten Klöckner

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0170 7760835

 

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