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"Die Jury" von Claudia Jansen 

Frau Klöckner will es mal wieder wissen. Immer weiter treibt sie diese irre Idee der erbeuteten Inspiration, der Kunst für alle, der Kunst zum Mitdiskutieren, Kunst als Kommunikation, Kunst zum Wünschen. Gerade hat sie Facebook-Freunde zu Entscheidern dessen gemacht, was in der nächsten Ausstellung gezeigt werden soll. Eine freiwillige Jury darf in der ersten Runde per „like“ entscheiden, welche von den 73 möglichen Aquarellen in die engere Wahl kommt. Danach geht es weiter im K.-o.-verfahren. 13 „Gewinner“-Arbeiten sind dann ab dem 20. Oktober im Kunstverein Emmerich zu sehen.

Anfangs, bei „BeuteKunst I“, ging es um Inspiration und Kommunikation im besten Sinne. Unbekannten Bildern eines DDR-Kunstarchivs wurden Details entrissen, um sie in die eigene Bildsprache umzusetzen. Die Inspiration wurde aus den Kunstwerken gezogen, Kommunikation entstand durch rege Diskussionen im eigens dafür erstellten Blog oder auf facebook. Zur Ausstellung erschien ein Buch, in dem sowohl der Arbeitsprozess als auch die Kommunikation darüber veröffentlicht wurden.

Bei „Beutekunst II – Musenbesuch“ sah die Sache schon ein wenig anders aus. Nun wurde die Inspiration nicht aus leblosen Kunstwerken eines Archivs, sondern recht lebendigen Menschen bezogen. Klöckner ernannte kurzerhand Freunde, Bekannte aber auch ihr persönlich fremde Menschen, die sie interessierten, zu Musen. Sie malte ihre Porträts, aber auf eine Weise, die überraschte. Sie brachte auch in dieser zweiten Serie nur einzelne Aspekte dessen auf die Leinwand, was sie interessierte. Nicht äußerliche Erscheinung wurde gezeigt, sondern das, was Klöckner mit dem Menschen in Verbindung bringt, seine Handlungen, Ideen oder Vorlieben. Auch hier wurde diskutiert und kommentiert, auch diesmal erschien ein Buch zur Ausstellung in der Akademie der Künste, Berlin.

Nun also „BeuteKunst III – Wunschprogramm“. Man könnte meinen, Klöckner mache es sich hier besonders bequem. Sie brütet erst gar nicht mehr selber über der Inspiration, sie fragt die Menschen direkt, was sie sich wünschen, was sie für sie malen soll. Und malt es dann. Fertig. Der Blickwinkel vom gemalten Aquarell zurück zum Wunsch zeigt, dass die Künstlerin es sich keineswegs bequem macht. Ein übergroßes, stacheliges Etwas ist zu sehen, an den rechten Bildrand gedrängt ein kleines Männchen in roten Boxhandschuhen. Vielleicht käme man auf die Idee eines modernen Kampfes „David gegen Goliath“. Aber auf den Wunsch einer Person, sein Ego zu überwinden? Wie soll ein Ego gemalt sein, und wie dessen Überwindung? Es bleib also dabei: Kirsten Klöckner erbeutet ganz offen Inspiration, kommuniziert darüber nach wie vor auf facebook und auf ihrer Homepage, setzt aber auch in dieser Serie das Gewünschte so um, wie sie es künstlerisch für richtig hält, setzt auf einzelne Aspekte des Gewünschten, vielleicht auch des Wünschenden. Dieser weiß also keineswegs, ob er das Gewünschte am Ende auch bekommt. Manchmal ist er auch gar nicht zufrieden, wenn sich der Wunsch nach einem Stall voller Enkel zu einer etwas gruseligen Kinderhand inmitten von Kindernamen entpuppt.

Die Idee der Kommunikation über die eigene Arbeit bleibt nicht allein auf der virtuellen Ebene, sie wird ganz konkret. Mit einer Mappe voller Aquarelle reist Klöckner durch die Republik und lässt sich von den Wünschenden zu einem Nachmittag oder Abend im kleineren Kreis einladen. Sie zeigt ihre Arbeiten und bietet den Anwesenden die Möglichkeit, sich über die entstandenen Bilder auszutauschen. Das erzeugt rege Diskussionen, macht Spaß, ist verblüffend nicht nur für die Gäste sondern auch für die Künstlerin. Anstelle einer eher stummen Ausstellungssituation entsteht, was eine Künstlerin sich für eine Vernissage wünschen würde: Gespräche über die Arbeit und nicht Gespräche über irgendetwas neben den Arbeiten.

Diese Kommunikationsform lässt sich in einem Ausstellungshaus wie Emmerich nur bedingt umsetzen. Dort sollen die Bilder auch an die Wand, es wird eine Eröffnung geben, der Rahmen der persönlichen Präsentation fällt weg. Kurzum hat Klöckner also entschieden, die zu zeigenden Bilder nicht selbst auszuwählen, sondern dies oben genannter Jury zu überlassen. Diese besteht aus unterschiedlichsten Personen, jeder der will, darf „liken“. Es scheint dabei rein ums „Gefallen“ zu gehen, eine Kategorie, die sich rein wissenschaftlich für Kunsthistoriker ausschließt.

Ich habe auch „geliked“. Wenn man mich nacheiner Begründung fragen würde, könnte ich sie liefern, unter ganz klaren kunsttheoretischen Gesichtspunkten, Qualität, Ideenreichtum, Farb- und Formauswahl usw. Wird aber nicht gefragt. Nicht, weil diese Kriterien uninteressant wären, sondern weil es Kirsten Klöckner auch bei „BeuteKunst III“ um Inspiration und Kommunikation mit allen Interessierten geht.

Mich würde am Ende trotzdem interessieren, warum die Menschen bestimmte Bilder und nicht andere ausgewählt haben.

Claudia Jansen

 

 

Hey Frau Jansen!

Wenn Sie wissen wollen, warum Leute welche Bilder gewählt haben, da kann ich helfen. Ich kann Ihnen einen zu all den wunderbaren Juroren einen Kontakt herstellen. Soll ich? Es sind übrigens fast 50 Personen.

 

Kirsten Klöckner


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